DATEV CHALLENGE ROTH 20.07.2014


Als ich am Sonntag den 20.07.2014 in Roth nach 10:49:58h über den roten Teppich durch das Ziel in Roth lief erfüllte mich Stolz auf die erbrachte Leistung und ein wenig Wehmut. Zum einen hatte ich zwei Langdistanzrennen innerhalb von 14 Tagen bewältigt zum anderen gab es jetzt aber keine weiteren Rennen mehr. Meine Highlights der Saison waren schon wieder vorbei.



Auf den letzten Metern


Die Kombination aus beiden Rennen innerhalb kurzer Zeit war bewusst von mir gewählt, als Test und Vorbereitung auf die nächste Saison. Im nächsten Jahr steht neben dem Ironman Lanzarote auch der Double Ironman in Emsdetten auf dem Plan und hierzu wollte ich üben und erfahren wie sich zwei Langdistanzen nacheinander anfühlen. So viel schon einmal vorweg: Sie fühlen sich echt  anstrengend an.

Doch von Anfang an berichtet: Die Tage vor dem Challenge waren mit allerlei Besorgungen und der üblichen  Organisation angefüllt. Ich spürte in diesen Tagen, dass ich mich  nur schwer mental auf die kommende Langdistanz einstellen konnte. Der Ironman Frankfurt hatte seinen Tribut gefordert. Ich fühlte mich leer und war permanent müde. Leichte Trainingseinheiten empfand ich als unheimlich anstrengend. Als ich am Freitag vor dem Wettkampf mein Equipment zusammenpackte, hatte ich  starke Zweifel ob es eine gute Idee war, dass ich  mich für den DATEV - Challenge angemeldet hatte. Es wollte sich kein echtes Rennfeeling einstellen. Selbst der Bike Check in und die Wettkampfbesprechung ließen mich kalt. Beim Check in gab es ein Problem mit meinem Vorderrad bzw. dem Schlauchreifen. Pannenmilch hatte das Ventil verklebt und nun ging weder Luft rein noch Luft raus. Aber das beunruhigte mich nicht weiter. Es befanden sich 10bar in dem Reifen und wenn er bis Sonntag hält, wäre ich damit zufrieden. Zur Not hatte ich ein Ersatzlaufrad griffbereit. So cool, vielleicht auch ein wenig müde war ich noch bei keiner Vorbereitung gewesen.

Am Sonntag fand ich mich rechtzeitig um ca. 05:30h in der Wechselzone 1 am Kanal ein. Der Reifen hatte Luft, die Stimmung unter den Zuschauern und Athleten war gut, die Sonne ging langsam auf, es war angenehm warm und auch der Adrenalinpegel stieg endlich an. Als ich um ca. 06:35h in den Kanal hüpfte, machte es klick und der Rennmodus sprang endlich in meinem Kopf an! Ich war plötzlich voll da! Meine Sinne schärften sich - ich nahm den Moment vor dem Startschuss sehr intensiv war. Das Ufer und die Brücke waren gesäumt mit Zuschauern.

Ich startete in der zweiten Schwimmgruppe um 06:40h. Das Schwimmen verlief ohne große Zwischenfälle. Es gab kaum Körperkontakt oder Gedrängel im 21° warmen Wasser. Ich schwamm relativ locker los und zog nach ca. 15min das Tempo ein wenig an. Konzentrierte mich auf den Bewegungsablauf - ich war voll in meinem Element und nach 58:41min konnte ich den Main Donau Kanal bereits wieder verlassen. Locker joggte ich durch die Wechselzone um mich auf das Radfahren vorzubereiten.



 
Nach 58:41min raus aus dem Kanal

Im Umkleidezelt riss mir eine Helferin meinen Beutel aus der Hand und schüttete den Inhalt neben mich auf die Bank und den Boden. Einigermaßen hektisch fragte sie mich "Was brauchst du davon?"  Ich blieb ruhig und gab ihr zu verstehen, dass ich es nicht so eilig hätte. In Ruhe trocknete ich meine Füße ab, zog meine Socken und Radschuhe an und trabte zu meinem Bike und begab mich auf die Radstrecke.

Auf der ersten Runde waren die Temperaturen noch erträglich. Leider war ich wieder mit meinem Aerohelm unterwegs, der mir schon beim Ironman vor 14 Tagen den Kopf weichgekocht hatte. Ich plante die gleiche Strategie wie in Frankfurt - an den Versorgungsstellen genügen Wasserflaschen für die Kühlung mitzunehmen und mir in regelmäßigen Abständen eine Dusche zu verabreichen. Die Taktik funktionierte etwas besser als vor zwei Wochen. Trotzdem wurde es mir unter dem Helm sehr heiß. Die Ernährung dagegen funktionierte überhaupt nicht. Sobald ich einen PowerBar Riegel anknabberte bekam ich schon einen Würgereiz. Gels bekam ich auch keine runter. Ich musste mir etwas Neues einfallen lassen. An der nächsten Aidstation ließ ich mir eine halbe Banane reichen und siehe da, sie schmeckte mir deutlich besser als Riegel und Gels und sie blieb unten. Unterwegs bekam ich immer wieder Zuspruch und Anfeuerungsrufe zu hören, die mich unheimlich motivierten.



Auf der zweiten Runde wurde der Gedanke das Rennen vorzeitig zu beenden mit jedem Radkilometer zunehmend verführerischer. Ich spürte immer mehr wie erschöpft ich war. Und als ich nach 5:31:04h schließlich in der Wechselzone in Roth ankam, wäre es auch fast so weit gewesen. Ein Helfer begrüßte mich mit den Worten "Finish?" Ich schüttelte nur den Kopf, nahm meinen Wechselbeute mit meinen Laufsachen und setzte mich in das Umkleidezelt. Eine sehr nette Helferin fragte mich ob ich etwas zu trinken möchte und schmierte mir den Rücken mit Sonnencreme ein. Nach ein paar Minuten hatte ich mich soweit gesammelt und den Entschluss gefasst, dass Rennen nicht vorzeitig zu beenden.

Gemütlich gehend begab ich mich unter lautstaken Beifall und Anfeuerungsrufen auf die Laufstrecke. Nach ca. 1km begann ich langsam zu traben und schließlich reichte es für ein moderates Lauftempo. Ich nahm mir vor mich von Versorgungspunkt zu Versorgungspunkt vorzuarbeiten. An den Stationen selbst nahm ich mir Zeit genügend zu trinken und mich gut abzukühlen. In Schwand am Wendepunkt musste ich bestürzt feststellen, dass ich meinen Racechip verloren hatte. Ich meldete dies brav dem Streckposten und dieser gab die Info an die Rennleitung weiter. Somit war eine Zeitnahme für den Marathon noch möglich. Ein wenig unglücklich über diesen Zwischenfall machte ich mich wieder auf den Weg. Und schließlich nach 04:11:01h und einer Gesamtzeit von 10:49:58h lief ich in Roth durchs Ziel.

 


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