Taubertal 100km Lauf

Am 03.10.2015 startete ich in zu meinem ersten 100km Lauf von Rothenburg o. d. Tauber nach Wertheim. Die Strecke verläuft  durch's wunderschöne Taubertal. Das Event war perfekt geplant und wie anders die Atmosphäre im Vergleich z.B. zum Ironman ist, wurde bereits bei der Wettkampfbesprechung spürbar. Es wurden Startunterlagen ausgegeben, Getränke angeboten und es herrschte eine gelöste und entspannte Stimmung unter den Teilnehmern. Von Hektik, Gedränge und elitärem Gehabe keine Spur. 
 
Fackellauf in den frühen Morgenstunden durch Rothenburg o.d. Tauber
Der Wettkampftag begann vor Sonnenaufgang um 06:30h mit einem Fackellauf durch die mittelalterliche Kulisse von Rothenburg, hin zum Startbereich in der Nähe der Fuchsmühlen-Brücke. Zur Vorbereitung hatte ich bereits im August an einem Ultratrail (Wollf Sports Ultratrail) über 85km teilgenommen und dazwischen Trainingsläufe bis 40km absolviert. Da es sich um meinen ersten Lauf über die Distanz von 100km handelte, war das Ziel klar: gesund ankommen und Erfahrungen sammeln. Das im Endeffekt mentale Stärke und Härte über den Rennverlauf entscheiden, war mir bereits im Vorfeld bewusst. Hier konnte ich auf meine Rennerfahrungen der letzten Jahre zurückgreifen. 

Die Versorgungsstellen waren ein Traum! Alle fünf Kilometer gab es einen Versorgungspunkt. Es wurde neben Wasser, ISO, Cola, Apfelsaftschorle auch alkoholfreies Bier (ein nicht zu unterschätzender Energielieferant) angeboten. Alle zehn Kilometer gab es neben Getränken auch frisches Obst (Melone, Orangen, Äpfel), Brühe, Chia Samen, Kartoffelbrei wahlweise mit Himalaya Salz und Kokosöl. Davon war ich schwer begeistert. Eine Rennversorgung dieser Art dürfte einmalig sein, auch wenn ich seit diesem Tag keinen Kartoffelbrei mehr sehen kann.


Als pünktlich um 07:00h dann der Startschuss für meinen ersten 100er fiel, wurde es bereits hell. Meine Strinlampe war somit überflüssig aber die Handschuhe hatten sich auf den ersten 20km sehr rentiert. In Creglingen konnte ich Stirnlampe und Handschuhe einfach in eine Drop Bag ablegen. Man hatte die Möglichkeit insgesamt vier Dropbags jeweils bei km 20 in Creglingen , bei km 50 in Bad Mergentheim,  bei km 71 in Tauberbischofsheim und inWertheim zu deponieren. So war ein Kleidungswechsel je nach Witterung und Eigenversorgung gewährleistet. 
 
Alkoholfreies Bier und Kartoffelbrei brachten mich durch den Tag
Den Lauf bin ich für meine Verhätnisse etwas zu schnell angegangen. Auf den ersten 30km pendelte ich mich bei ca. 05:30 min/ km ein. Etwas zu flott, wenn ich über die volle Distanz laufen wollte. Da ich mich aber sehr gut fühlte, gelang es mir leicht die innere Stimme der Vernunft, die mir sagte "mach langsamer", auszublenden. Auch wenn mir schon schwante, dass sich das im Laufe des Tages rächen sollte. Nach 04:50h kam ich in Bad Mergentheim bei km 50 an. Die Hälfte war geschafft! Man hatte die Möglichkeit bei km 50 oder km 71 das Rennen vorzeitig, mit Wertung, zu beenden. Für mich zu diesem Zeitpunkt jedoch noch kein Thema. Die nächsten 20km nach Tauberbischofsheim verliefen schon etwas zäher. Die Beine wurden das erste Mal schwerer und  der Gedanke nach 71km auszusteigen lockte. 


 In den Ortschaften Bad Mergentheim und Tauberbischofsheim wurde jeder Läufer von einem Bläser angekündigt und begrüsst. So konnten sich die Helfer und das Publikum auf die Läufer freuen und einstellen. Wettermäßig hatten wir absolutes Glück. Die Temperaturen kletterten auf ca.18 Grad.
Bei KM50 in Bad Mergentheim

Ab km 55 wurde es mir sogar zu warm in meinem langarm Laufshirt und so beschloss ich dieses bei der nächsten Versorgungsstelle zu deponieren. Ich rechnete nicht wirklich damit das Shirt jemals wiederzusehen aber 10 Tage später erhielt ich dieses mit der Post zurück. Laut Event-Initiator Hubert gehört das alles zum Service! Extra Lob dafür :)
 
Tauberbischofsheim KM71


Die nächsten 20 Kilometer nach  Tauberbischofsheim erwiesen sich als erster mentaler Prüfstein. Mein Laufschritt war nicht mehr ganz so flüssig und geschmeidig und ich war froh immerhin noch mit einer Pace von ca.  06:00min./km unterwegs zu sein. Den Gedanken zur Not in bei km71 in TBB finishen zu können fand ich irgendwie beruhigend. Schmerzen im Vorfuß und in der linken Achillessehne und die zunehmende Einsamkeit auf der Strecke machten sich langsam bemerkbar. 

In Tauberbischofsheim hatte mich, trotz schmerzender Achillessehne, der Ehrgeiz gepackt und als ich gefragt wurde ob ich Weiterlaufen werde, antwortete ich mit dem Daumen nach oben "Ja, ich werde weiterlaufen!" Ich war nun 07:25h unterwegs und plante die verbleibenden 29 Kilometer in 3h zu bewältigen. Es sollten am Ende 4h werden. 


Vor Wertheim machten mir die Anstiege schwer zu schaffen, die ich nur noch gehend bewältigen konnte. Auch forderte der schnelle Start in das Rennen nun seinen Tribut. Ich war erschöpft, glücklich und erleichtert als ich schließlich nach 11:31:15h die Ziellinie in Wertheim überquerte.





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