Zwei Tage Kilometer-Sammeln auf dem Rad


Auf dem Nachtschränkchen steht ein Glas Wasser und ein Streifen mit Ibuprofen 400. Die Bettdecke bis zum Hals hochgezogen, trotz Sonnenbrand an den Armen, Beinen und  im Gesicht, fröstelt es mich ein wenig. Vor einigen Stunden bin ich überglücklich und erschöpft mit der Bahn zurück in Nürnberg angekommen. Jetzt versuche ich zu schlafen.

Gestern Früh war ich kurz vor acht mit dem Rad  in den Bayerischen Wald, nach Habischried aufgebrochen. Die Gegend hatte ich in den letzten Jahren kennen und lieben gelernt. Die Natur dort hatte die Gabe mich augenblicklich in Ihren Bann zu ziehen.


Auf den ersten Kilometern
Die Vorbereitungen begannen eine Woche vor der Radtour mit der Wahl einer Unterkunft. Ich orientierte mich auf Booking.com an den Preisen. Bei der Wahl der Übernachtung stellte ich keinerlei Ansprüche solange es ein Bett, eine heiße Dusche und etwas zu essen gab. Schnell war ein Hotel für 46,00EUR die Nacht gefunden, Frühstück inbegriffen. Das war für meiner Meinung nach  ein super Preis und die Reservierung war innerhalb weniger Minuten erledigt. Ich kann jetzt schon sagen, ich landete einen Volltreffer bei meiner Auswahl.
Mein Gastgeber schlug vor, bei der nächsten Reservierung direkt anzurufen. So wäre das Zimmer noch günstiger zu haben. Es fielen so keine Gebühren für die Plattform Booking.com o.ä. an.
 


Planung und Vorbereitung ist die halbe Miete
Auch eine Packliste darf nicht fehlen
Als nächstes stellte ich eine Packliste mit den Dingen zusammen, die ich an meinem Ziel gerne zur Verfügung hätte. Frische Kleidung, Waschzeug, eine Zahnbürste, Verpflegung für die Rückfahrt, Ladekabel für Telefon und Sport-Uhr standen ganz oben auf meiner Liste. Ich schickte mein Gepäck mit einem Paketdienst vorab an das Hotel. Vorher erkundigte ich mich noch bei den Besitzern per Mail ob man meine Reisetasche annehmen könnte. Die positive Antwort war schon wenige Minuten später da. 
Wichtig ist hierbei, dass das Gepäck schon einen Tag vor der geplanten Ankunft im Hotel ankommt. Legt man die eigene sowie die Ankunft des Gepäcks auf den gleichen Tag, kann es sein, dass man schon vor Ort ist aber der Koffer noch in irgendwo in einem Zustellfahrzeug liegt. 
Der Gepäckversand liegt je nach Lieferdienst und Selbstanlieferung oder Abholung zwischen 15,00EUR und 20,00EUR. Man könnte theoretisch auch sich selbst ein Paket an das Hotel schicken. Das wäre wahrscheinlich die günstigste Variante.



Einen Tag vor Abreise erkundigte ich mich telefonisch beim Hotel ob meine Reisetasche schon angekommen sei. Als man mir das bestätigte, konnte ich mit den letzten Vorbereitungen beginnen. Meinen Fokus richtete ich hierbei auf drei für mich sehr wichtige Aspekte:
 

  1. Orientierung:

    Ich kannte  die Strecke zwar grob aus den Vorjahren,  nicht aber jede Ortschaft und Abzweigung auf den ca. 220km. Deshalb hatte ich einen Screenshot meiner Tour aus Google-Maps ausgedruckt. Diese  Karte hatte ich als Notnagel dabei, weil ich mich nicht ausschließlich auf mein Handy verlassen wollte. Sie enthielt die wichtigsten, größeren Ortschaften, an denen ich mich unterwegs orientieren konnte.



  1. Ernährung:

    In den letzten Wochen hatte ich verstärkt mit Iso-Drinks experimentiert und diverse Hersteller wie Sponsor, Dextro Energy, Ultra Sports, usw. auf verschiedenen längeren Ausfahrten getestet.  Meine Wahl fiel schließlich auf Blutorange von Power Bar. Neben zwei Bananen hatte ich die veganen Müsli-Riegel von Cliff für mich entdeckt. Vier dieser Riegel sollten mir auf meiner Tour schmecken und mich mit Energie versorgen.



  1. Pannenschutz:

    Ein weiterer wichtiger Begleiter waren zwei Ersatzschläuche neben Reifenheber, Luftpumpe, CO2 Kartuschen und diverse Inbusschlüssel. Für kleinere Pannen war ich somit ebenfalls bestens gerüstet. Wäre bei einer Panne ein Weiterkommen nicht mehr möglich, könnte ich zur Not auf die Bahn ausweichen und so die Rückfahrt antreten.



Diese Dinge fanden alle in einem kleinen, flachen Rucksack platz, den auf der Fahrt dabei hatte.

Pünktlich am Freitag um 8:00h startete ich in Nürnberg  mit dem ersten Etappenziel Neumarkt.
Morgens war es mit 9°C noch relativ frisch aber das sollte sich im Laufe des Tages noch ändern. Nach ein paar Kilometern auf dem Bike hatte ich die Kälte bereits vergessen.Gegen 09:30h fuhr ich durch Neumarkt an der B8 entlang nach Deining und weiter nach Seubersdorf. Die meiste Zeit konnte ich mich am Verlauf der B8 orientieren.

Die B8 verläuft sehr geradlinig nach Südost nach Regensburg. An den Teilabschnitten, an denen Sie über einen sehr gut ausgebauten Radweg verfügt, kann man ihr sehr gut folgen. Spätestens ab Hemau ist damit aber Schluss. Dann empfehle ich Hemau zu umfahren und entweder weniger dicht befahrenen Nebenstraßen auszuweichen oder den nicht so guten Radweg weiter der B8 folgen.


Erster längerer Boxenstopp mit grandiosem Ausblick auf den Dom in Regensburg
Erster längerer Boxenstopp fand in Regensburg nach 100km statt. Hier füllte ich meine Getränke nach und gönnte mir zwei Riegel aus meinem Vorrat sowie eine Banane. Nach ein paar Minuten gings auch schon wieder weiter. Nächstes Etappenziel war Straubing. Der Weg führte jetzt ausnahmslos am Donauwanderweg entlang. Abschnitte mit Schotter ließen sich leicht auf angrenzenden Straßen umfahren. Highlight auf diesem Streckenabschnitt ist definitiv die Walhalla sowie die Festung bei Wörth an der Donau und natürlich das Donautal.


Auf diesem ca. 50km langen Teilstück gingen mir die Getränke aus und ich musste ziemlich beißen, um Straubing wohlbehalten zu erreichen. Sehr starker Durst plagte mich auf den letzten Kilometern, meine Sicht verschwamm und starke Kopfschmerzen stellten sich ein. An der erstbesten Eisdiele hielt ich in Straubing und kaufte mir 3 Kugeln Zitronen-Sorbet, das ich gierig auf dem Theresienplatz unterhalb des Stadtturms, hinunterschlang und  prompt mit einem mega - Brainfreeze belohnt wurde.


Ein Eis zur Belohnung auf dem Marktplatz in Straubing
Nachdem die Kopfschmerzen vorbei waren, kaufte ich mir Wasser und füllte meine Flaschen und meinen Körper mit H2O auf. Ich fühlte mich schlagartig besser und weiter gings Richtung Deggendorf.

 Kurz nach Straubing verlor ich die Orientierung. Ich dachte ich wäre auf dem richtigen Weg als der Asphalt zunächst in Schotter überging und schließlich in einem Waldboden endete. Umkehren? "Fuck it! - Der Weg würde sich schon wieder bessern." Und so bretterte ich mit meinem  Triathlon-Rad über den Waldboden. Bald bemerkte ich das der Weg im Kreis verlief und letztendlich kam ich nach einer 5km Runde durch den Wald wieder an der Stelle an, an der ich begonnen hatte mein Bike zu quälen.

 Ein kurzer Blick auf Google-Maps lotste mich zurück zur B8, der ich schließlich bis kurz vor Deggendorf folgte. Kurz nach Deggendorf erwartete mich dann der Anstieg auf den Ruselabsatz, mit  13% Anstieg und 856 Höhenmetern, ein echter Killer. Im Wiegetritt ging es im Schneckentempo hinauf. Meine Oberschenkel und meine Lunge brannten. Nach ca. 20min war ich oben angekommen und völlig fertig. Nach Habischried und zum Hotel Schäfflerhof war es aber nun nicht mehr weit.



Da pumpt der Maikäfer...ziemlich fertig oben am Rusel
Gegen 18:30h erreichte ich sehr erschöpft nach 235km mein Ziel.

 Meine Gastgeber stellten sich an sehr freundliche Menschen heraus, die sehr an meiner Tour interessiert waren und alles darüber wissen wollten. Nachdem ich mein gemütliches Zimmer bezogen und geduscht hatte, begab ich mich ins Restaurant. Ein kurzer Blick auf die Speisekarte zeigte mir, dass es für den Veganer nichts gab. Als ich bei einem alkoholfreien Bier meinen Gastgeber meiner Ernährungsweise darlegte, waren Sie begeistert. Ihre Tochter ernährte sich vegetarisch und überlegte den Schritt sich komplett vegan zu ernähren.



Rustikal und genau das, was man erwartet, wenn man in den Bayerischen Wald fährt!
Ich bekam schließlich einen üppigen Salat und Brot dazu. Lange hielt es mich jedoch nicht im Restaurant. Ich wollte unbedingt noch einen kleinen Spaziergang durch die kleine Ortschaft unternehmen. Es war jedoch sehr kalt und nach einer kleinen Runde war es Zeit für das Bett.


Nach einer ruhigen und angenehmen Nacht und einem reichhaltigen Frühstück verabschiedete ich mich wieder von meinen Gastgebern und trat die Rückreise an.


Leider ging es am nächsten Tag schon wieder zurück
Die Sonne zeigte sich und die Abfahrt vom Rusel nach Deggendorf war irre schnell. Meine Beine fühlten sich sehr gut an und so trat ich geschmeidig in die Pedale. Erster Stopp auf der Rückreise war wieder Straubing, wo ich mir auf dem Wochenmarkt ein paar Bananen kaufte. Zwei Äpfel bekam ich obendrein geschenkt. Irgendwo zwischen Straubing und Regensburg lieferte ich mir ein kleines Rennen mit einem anderen Radfahrer, wobei wir viel lachten. Kurz vor Regensburg fuhr er dann in Richtung Stadtmitte über die Donau weiter, während ich mich eher in der Peripherie der Stadt aufhielt. An meiner Stammtankstelle füllte ich meine Getränke nach, aß zwei Bananen und einen Müsliriegel und nahm die zweite Hälfte meiner Tour in Angriff.


uf höhe Deining kurz vor Neumarkt gingen mir wieder die Getränke aus und trotz nachfüllen, verließ mich das Gefühl der Dehydration nicht mehr. Ich hatte stechende Kopfschmerzen, die nicht nachlassen wollten. In Neumarkt entschied ich mich die letzten Kilometer nach Nürnberg mit der Bahn zurückzulegen und so endete die Radtour nach 172km am zweiten Tag.
Die letzten Kilometer geht's mit der Bahn zurück...

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